1797
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Siehst du des Glückes falschen Wankelmuth?
Das Blatt, so leicht im Hauch die Winde heben?
Siehst du das zarte Rohr am Strande beben?
Das hierher, dorthin beuget Fluth um Fluth?
Siehst du in aufgeregter Sturmeswuth
Auf wilden Wogen die Galeere schweben,
Und dort, vom blauen Himmelsrund umgeben,
Des Mondes Antlitz bald erblaßt, bald Gluth?
O glaube mir, daß Glücksgunst ewig währe.
Dem Winde trotz das Blatt, das Rohr den Wogen,
Und unbeweglich steht das Schiff dem Meere.
Von Luna’s Stirn’ ist nie der Glanz gewichen;
Stets ist sie wechsellos die Bahn gezogen,
Wenn sie mit dir, Aleida, sind verglichen.
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Von dunklem Schleier war die Sonn’ umzogen.
Der Sturm rang mit dem Meer, das, wild geschwollen
Und an der rauhen Klipenwand zerschollen,
Empor zum Himmel warf beschäumte Wogen.
Auf Berge flammte Blitz vom Himmelsbogen.
In Thälern scholl des Donners dumpfes Rollen.
Die Flur deckt’ Eis, den Wolken rasch entquollen,
Die wetterschwer und schwarz herniederzogen.
Da leuchteten mit Sonnenblickes Helle
Die schönen Augen der geliebten Holden,
Sie, die um ihren Glanz Aurora neidet.
Schnell ruhte Sturm und Zorn der Meereswelle.
Der Donner schwieg. Die Wolken glänzten golden,
Mit duft’gen Blumen stand die Flur bekleidet.
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Die du so süß beschwörst des Hrzens Grämen,
Geliebte Lyra, nicht um Gold zu tauschen:
Von hier, bis wo Don’s Silberfluthen rauschen,
Du ließest Völker meinen Ruhm vernehmen!
Mit Zauberkraft kannst du die Windsbraut zähmen,
Und deinem Klang’ und meinem Lied’ zu lauschen,
Hielt oft der Strom der Wogen lautes Rauschen.
Du kannst den Lauf der ew’gen Sonne lähmen.
Laß tönen die Akkorde allzusammen,
Und deiner Töne Strom wird dir entfalten
Der Ehren höchste, kannst, ach, kannst du wehren
Dem Sturm’, der wüthet in des Busens Flammen,
Im Laufe meine schöne Sonne halten,
Und stillen sanft den herben Bach der Zähren.